Bildung für nachhaltige Entwicklung im Schullandheim

Aus: Verband deutscher Schullandheime e.V. - Qualitätsleitfaden für Schullandheime

Schullandheime sind aufgrund der besonderen Förderung von Bildung und Erziehung der Jugend sowie der Jugendarbeit als gemeinnützig anerkannt. Sie verfolgen diese Ziele und gelten daher als pädagogische Einrichtungen. Im Rahmen von Schulfahrten sind sie Partner der Schulen und für außerschulische Gruppen Partner der Jugendarbeit. Wegen dieser Zielsetzung steht die Qualität des pädagogischen Angebotes im Mittelpunkt unserer Arbeit. Hierbei müssen wir die sich ändernden Bedingungen aufgreifen und unsere Angebote weiterentwickeln.

Durch den veränderten Bildungsauftrag der Schulen stehen Lehrer und Erzieher heute verstärkt vor der Aufgabe, Schüler auf das Leben in einer Welt vorzubereiten, deren Anforderungen noch nicht hinreichend bekannt sind. Anzustreben ist der Erwerb von Kompetenzen zur Lösung von Problemen und zur Beantwortung von Fragen, die sich eventuell erst später ergeben.

Eine “Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) steht im Mittelpunkt allen Handelns, damit die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt und die Gestaltungsmöglichkeiten der kommenden Generationen nicht beeinträchtigt werden.

Auf dieser Grundlage ist das Schullandheim der ideale Ort, an dem die Schüler in besonderer Weise Kompetenzen erwerben bzw. entwickeln können (siehe auch Leitlinien und Informationen zur Schullandheimarbeit des “Verband Deutscher Schullandheime e.V.“, 2007).

Im Schullandheim greifen alle Bildungsinhalte ineinander, ergänzen und verstärken sich. Schüler können mit größerer Weitsicht die Zusammenhänge zwischen Natur und Ressourcen, zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialgefüge kennen und verstehen lernen. Hier wird ein hohes Maß an Selbstorganisation und Gemeinsinn ebenso gefordert, wie das Überdenken der eigenen Bedürfnisse und des Lebensstils. Eine nachhaltige Entwicklung wird so unterstützt.

Die Gestaltung der pädagogischen Arbeit in den Schullandheimen schafft die Voraussetzungen für den Erwerb der erforderlichen Kompetenzen. Dabei ist die Beachtung der nachfolgenden Kriterien hilfreich.

Zu diesen Kompetenzen zählen:

1.    aus dem Bereich der Sozialkompetenz

  • in wechselnden sozialen Situationen Ziele erfolgreich im Einklang mit sich und anderen verfolgen
  • sich in andere einfühlen, auf deren Argumente eingehen und Konflikte mit ihnen lösen
  • Regeln vereinbaren und einhalten
  • Verantwortung für sich und die gemeinsame Sache übernehmen
  • gemeinsam mit anderen planen und handeln
  • andere motivieren, aktiv zu werden
  • an Entscheidungsprozessen partizipieren

2.    aus dem Bereich der Personalkompetenz

  • Stärken und Schwächen erkennen
  • Erfolge wahrnehmen und sich an ihnen erfreuen
  • Misserfolge verkraften und mit Ängsten umgehen
  • selbstständig arbeiten, eigene Handlungen planen und diese kritisch prüfen
  • Entscheidungen fällen, begründen und verantworten
  • Selbstvertrauen und emotionale Unabhängigkeit entwickeln
  • Verantwortung für die eigene Gesundheit übernehmen
  • die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren
  • Empathie und Solidarität für Benachteiligte zeigen
  • sich motivieren, aktiv zu werden


  3.    aus dem Bereich der Methodenkompetenz

  • Fachbezogene und fächerübergreifende Lernstrategien, Verfahrensweisen und Arbeitstechniken anwenden
  • Zusammenhänge herausfinden und herstellen
  • Informationen aus verschiedenen Medien selbstständig beschaffen, sammeln, sachbezogen aufbereiten und ordnen
  • Zeit einteilen, planvoll und zielgerichtet arbeiten
  • Argumente erkennen, formulieren und beurteilen
  • Lesestrategien als Basis für das gesamte Lernen nutzen
  • weltoffen und mit neuen Perspektiven integrierend Wissen aufbauen
  • vorausschauend denken und handeln

4.    aus dem Bereich der Sachkompetenz

  • Auseinandersetzung mit Inhalten, Aufgaben und Problemen
  • Kenntnisse systematisch aufbauen, Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln und diese in vielfältigen Handlungszusammenhängen anwenden
  • interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und entsprechend handeln

Bildung für nachhaltige Entwicklung

Auszug aus der Internetpräsenz der Deutschen UNESCO-Kommission e.V.

Mit der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung (2005-2014)“ haben sich die Staaten der UN verpflichtet, dieses Konzept zu stärken – vom Kindergarten, Schule, beruflicher Ausbildung, Universität über Forschungsinstitute, außerschulische Weiterbildungseinrichtungen bis zum informellen Lernen außerhalb von Bildungseinrichtungen. Die Agenda 21, das internationale politische Aktionsprogramm für nachhaltige Entwicklung, nennt in Artikel 36 Bildung als Schlüsselfaktor auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.

Grundlagen: Bildung für nachhaltige Entwicklung

Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln. Sie versetzt Menschen in die Lage, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und dabei abzuschätzen, wie sich das eigene Handeln auf künftige Generationen oder das Leben in anderen Weltregionen auswirkt.

Der einzelne erfährt durch Bildung für nachhaltige Entwicklung: Mein Handeln hat Konsequenzen. Nicht nur für mich und mein Umfeld, sondern auch für andere. Ich kann etwas tun, um die Welt ein Stück zu verbessern. Ein solches Denken ist dringend notwendig, um Veränderungen anzustoßen und drängende globale Probleme wie den Raubbau an der Natur oder die ungleiche Verteilung von Reichtum anzugehen. Regierungen, Organisationen und Unternehmen müssen Nachhaltigkeit lernen und umsetzen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt Wissen über:

  • globale Zusammenhänge und Herausforderungen wie den Klimawandel oder globale Gerechtigkeit;
  • die komplexen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Ursachen dieser Probleme.

Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt Kompetenzen:

Mit Gestaltungskompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet, Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können. Sie umfasst zum Beispiel folgende Fähigkeiten:

  • vorausschauendes Denken;
  • interdisziplinäres Wissen;
  • autonomes Handeln;
  • Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen.

Das Konzept der Gestaltungskompetenz

Zur Verwirklichung nachhaltiger Entwicklungsprozesse wurde das Konzept der Gestaltungskompetenz ausformuliert. Mit Gestaltungskompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet, Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können. Das heißt, aus Gegenwartsanalysen und Zukunftsstudien Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit ziehen und darauf basierende Entscheidungen treffen, verstehen und individuell, gemeinschaftlich und politisch umsetzen zu können.

Komponenten einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, die gestaltungskompetentes Entscheiden und Handeln ausmachen, sind:

  • Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen
  • Vorausschauend Entwicklungen analysieren und beurteilen können
  • Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln
  • Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und abwägen können
  • Gemeinsam mit anderen planen und handeln können
  • Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien berücksichtigen können
  • An kollektiven Entscheidungsprozessen teilhaben können
  • Sich und andere motivieren können, aktiv zu werden
  • Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren können
  • Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage nutzen können
  • Selbstständig planen und handeln können
  • Empathie für andere zeigen können

Weitere Informationen unter www.bne-portal.de.

Weitere Informationen

www.bne-portal.de